Die Besänftigung
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Die Besänftigung gehört traditionell zu den höchsten Festen des Akbethismus und wird gefeiert, sobald die Tage im Winter wieder länger werden – die Sonnenwende markiert dabei das Ende des alten und den Anfang des neuen Jahres.
Seit alten Zeiten ist der Glaube verbreitet, dass Akbeth seiner Schöpfung zürne, wenn die Tage kürzer und die Nächte länger werden: Das Licht Nemargias, der Heimat der Götter, scheint nach und nach aus der Welt zu verschwinden. Zunächst geht diese Veränderung fast unmerklich vonstatten, doch spätestens im letzten Mond des Jahres (der dem zornigen Akbeth geweiht ist) lassen sich die Dunkelheit und die hereinbrechende Kälte nicht länger als bedeutungslos abtun. Die letzte Ernte ist längst eingebracht, und die kommenden Monde muss man von dem zehren, womit man seine Vorratskammern füllen konnte – sofern man denn etwas hat.
Um die Rückkehr von Sonne, Licht und Wärme zu bewirken, muss Akbeth besänftigt werden – denn jeder Gläubige fürchtet den ewigen Winter, der anbricht, wenn der Göttervater sich endgültig von der Welt abwendet. In früheren Tagen war es üblich, ihm zu diesem Zwecke Opfergaben darzubringen – und im Imperium Carossi brennen auch heute noch alljährlich die großen Feuer, denen Vieh und andere wertvolle Besitztümer überantwortet werden, um den zornigen Gott zu beschwichtigen und das Vertrauen auf seine Güte durch den Verzicht auf Nahrung und Reichtum unter Beweis zu stellen. Im reformierten Akbethismus – und so auch im Kaiserreich Nemea – hoffen die Gläubigen dagegen darauf, dass Aiara ihren Gatten wie all die Jahre zuvor letztlich wird umstimmen können; ihre Tempel erfreuen sich daher regen Zulaufs.
Während einige es vorziehen, bis zur Besänftigung zu fasten, beginnen die Festivitäten zu Ehren Akbeths und Aiaras für die meisten schon Tage vorher: Ein letztes Mal gibt es Speis und Trank im Überfluss, bevor die Hungermonde anbrechen, während derer man sich mit kargen Mahlzeiten begnügen muss. Vieh, das man nicht durch den ganzen Winter füttern will oder kann, wird geschlachtet, und große Mengen von Wein und Bier stehen bereit, da der Abschluss des Gärungsprozesses gerade in diese Zeit fällt. Ihren Höhepunkt erreichen die Feierlichkeiten – zum Leidwesen der Kirchen oft mit so manchen Ausschweifungen verbunden – selbstverständlich zur Sonnenwende selbst. In der längsten Nacht, wie sie auch genannt wird, zieht in allen größeren Städten der Klerus Aiaras in einer Prozession zum Tempel Akbeths, begleitet von zahllosen Gläubigen und Schaulustigen, um die Appelle der Mutter der Schöpfung an ihren Gatten zu unterstützen.
In Rabenfurth finden sich überdies zahlreiche Pilger am Tempel des Wissens ein, um die Kugel der grenzenlosen Weisheit zu Gesicht zu bekommen, die am Tag der Sonnenwende einen Teil von Merchtis Wissen an einen Auserwählten weitergeben soll. Und man munkelt, es sei jenen mit gewissen Talenten in der längsten Nacht wesentlich leichter, verlässliche Blicke in Vergangenheit und Zukunft zu werfen ...